Bild Zeitung Rhein-Neckar 19. November 1998 Seite 3

Professor erhält 10000 Mark fürs Nichtstun
CDU-Fraktion bringt Skandal in den Mainzer Landtag

Von STEFAN KÖPF
Mutterstadt/Worms – Der teuerste Beamte: Seit zwei Jahren bekommt Steuerrechts-Professor Peter Martin Litfin (60) aus Mutterstadt 10000 Mark – fürs zwangsweise Nichts-tun. Jetzt wird der Fall zum Politikum: Die CDU-Landtagsabgeordneten Marlies Kohnle -Gros und Christine Müller haben eine „kleine Anfrage“ eingereicht, verlangten von Bildungsminister Jürgen Zöllner (SPD), den Professor in Rente zu schicken oder ihn arbeiten zu lassen.

Als Litfin 1993 an der Fachhochschule in Worms über 90 Prozent der Studenten durch eine Prüfung fallen ließ, wurde er kalt gestellt. Die Studenten beschwerten sich. Daraufhin verteilte der Fachbereichsrat die Vorlesungen anders. Litfin: „Ich erhielt nur noch Fächer, in denen ich keine Prüfungen mehr abnehmen durfte.“ Jetzt kommt zu dem anerkannten Steuerexperten nur noch ein Student in die Vorlesung. Litfin: „Bei einem Kollegen fallen 75 Prozent durch. Da passiert nichts.“

Dem Professor platzte der Kragen. Seinen eigenen Fachbereich nannte er einen „korrupten Haufen“, den früheren FH-Präsidenten einen „Faulpelz“. Dem Wissenschaftsminister bescheinigte er eine „menschenverachtende Wegseh-Mentalität.“ Der Minister klagte. Das Verwaltungsgericht Trier (zuständig für Disziplinarstrafsachen): „So etwas können wir dem Steuerzahler nicht mehr zumuten!“

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