Rachefeldzüge aus der Karibik

Professor an der FH Worms zeigt Kollegen wegen Nebentätigkeit an / Vier Gerichtsverfahren

Von unserem Redaktionsmitglied Volker Bingenheimer


Als Hochschullehrer und Steuerexperte gehört Karl Kurz zur Besoldungselite im öffentlichen Dienst. Doch seine Lehrtätigkeit an der Fachhochschule (FH) Worms war dem ehrgeizigen Professor und Dekan seines Fachbereichs nicht genug. Kurz besserte sein Gehalt - monatlich rund 10 000 Mark - durch einen lukrativen Zweitjob bei der Düsseldorfer Wirtschaftsprüferkammer auf. Von "Nebentätigkeit" kann man in seinem Falle allerdings kaum noch reden: Jeden Montag spulte Kurz sein Vorlesungsprogramm in der Turbo-Version herunter. Dienstagmorgens fuhr er nach Düsseldorf, wo er bis samstags in der Geschäftsstelle der Kammer arbeitete.

Ein Professor, der nur einen Tag pro Woche unterrichtet? Juristisch kann ihm deswegen niemand an den Karren fahren. Offiziell sind Nebentätigkeiten an der FH erwünscht, damit die Dozenten den Kontakt zur Praxis nicht verlieren. Trotzdem steht Professor Kurz nun vor Gericht: Der Staat fordert von seinem Honorar insgesamt rund 300 000 Mark zurück. Aus seinem Nebenverdienst durfte er nur 12 000 Mark pro Jahr behalten, was darüber hinaus ging, hätte an den Fiskus wandern müssen.

Der Fall des fleißigen Professors wäre vermutlich nie vor Gericht gekommen, hätte ein Kollege nicht Wühlarbeit geleistet. Peter-Martin Litfin, ebenfalls FH-Professor am Fachbereich Steuerwesen, hat Kurz angezeigt. Zeit genug, um Detektiv zu spielen, hat Litfin. Einen Hörsaal hat er schon lange nicht mehr von innen gesehen. Seit Herbst vergangenen Jahres ist er, so die offizielle Sprachregelung, für Forschungsaufgaben freigestellt - bis zu seiner Pensionierung im kommenden Frühling. Litfin, der in Presseberichten schon mal als "faulster Professor Deutschlands" bezeichnet wurde, war früher selbst Dekan des Fachbereichs Steuerwesen, bis er durch Kurz ersetzt wurde. Von karibischen Gewässern aus fährt der passionierte Segler nun Rachefeldzüge gegen den Wormser Lehrkörper, in Litfins Sprachgebrauch ein "korrupter Sauhaufen" - zwei Worte die ihm schon eine Geldstrafe von 2000 Mark wegen Beleidigung eingebracht haben.

Nichtsdestotrotz hat sich Litfin für seinen Arbeitgeber verdient gemacht: Bei Nachforschungen in Sachen Kurz ist die Hochschulverwaltung auf weitere Professoren gestoßen, die ihre Nebeneinkünfte nicht ordnungsgemäß abgeführt haben. Mittlerweile sind vier Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Mainz anhängig.

An der Spitze der Hochschule spricht man offen über das Problem. "Es gibt bei uns Professoren, die es mit der Nebentätigkeit übertreiben", sagt FH-Präsident Norbert Varnholt. Dennoch hat die Hochschule bisher noch nie einen Antrag auf einen Zweitjob abgelehnt. Wie viel ein Professor tatsächlich arbeite, könne ohnehin kaum jemand nachprüfen, meint Varnholt. Außerdem sei es seinen Kollegen nicht zuzumuten, sich vier Tage pro Woche in dem maroden FH-Gebäude mit undichten Fenstern und kaputter Heizung aufzuhalten. Genau so gut könne er auch zu Hause seinen Verpflichtungen nachkommen.

Das rheinland-pfälzische Wissenschaftsministerium, Aufsichtsbehörde der Hochschulen, sieht sich für die offenkundigen Missstände nicht in der Verantwortung. Die Hochschule verwaltet sich selbst, heißt es aus dem Mainzer Ministerium. Für die Genehmigung von Nebentätigkeiten ist sogar der jeweilige Fachbereich allein zuständig.

Ein rasches Ende der Querelen an der FH Worms ist nicht in Sicht. "Die Prozessiererei wird sich noch jahrelang hinziehen", glaubt Präsident Varnholt, zumal Kurz "aller Wahrscheinlichkeit nach" zusätzlich ein Disziplinarverfahren drohe. Auch Litfin, der im Frühjahr emeritiert wird, kann weiterhin seine Hasstiraden gegen Kollegen vortragen. In einem Punkt ist sich Varnholt allerdings sicher: Mit den vier Fällen ist das Kapitel Nebentätigkeiten an der FH Worms zumindest juristisch abgehandelt.

© Mannheimer Morgen  –  15.08.2001 
 

Das kann nicht kommentarlos stehen bleiben! Hier mein Kommentar

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Mannheimer Morgen                               25.08.2001
Leserbriefe an den Herausgeber
M a n n h e I m 

    Betr.:  Rachefeldzüge aus der Karibik;
    Professor an der FH Worms zeigt Kollegen wegen Nebentätigkeit an /
    Vier Gerichtsverfahren;
    von Ihrem Redaktionsmitglied Volker Bingenheimer
    MM am 15.08.2001

  • Würden Sie einen Verbrecher anzeigen ?
    Einen Mörder anzuzeigen verlangt das Gesetz. Auch einen Dieb ? Das hängt von Ihrem Seelenhabitus ab. Wenn er Sie beklaut hat ? Natürlich würden Sie ihn anzeigen ! Oder sind Sie ein Pharisäer ?
  • Würden Sie einen Faulpelz in Ihrer Redaktion “anzeigen” ?
    Natürlich nicht, welchen Kadi interessierte das schon. Sie würden vor Wut kochen und Ihn über kurz oder lang verpfeifen. Oder sind Sie doch ein Pharisäer?
  • Würden Sie den Faulpelz in Ihrer Redaktion anzeigen, der Sie bundesweit verleumdet und verunglimpft und allen Gazetten mit “Deutschlands faulster Professor” ein gefundenes Fressen liefert ? Sie würden auch noch bibelfest die andere Backe hinhalten ? Jetzt machen Sie mal halblang und lassen endlich den Pharisäer aus dem Spiel!
  • Sie suchten den Spies herumzudrehen und dem Faulpelz zu zeigen, was eine Harke ist – ganz cool !
  • Nichts anderes habe ich erfolgreich getan !

In vornehmer demokratischenr Art und Weise nach Art. 17 GG –
eine Petition an die Volksvertreter, genannt Landesparlament :
Drei Eingaben an den Landtag von Rheinland-Pfalz.
Welcher Ihrer Leser weiss schon davon ? Bingenheimer schweigt sich darueber aus!
Ich habe

  • den Spiess umgedreht,
  • die omnipotenten Faulenzer mit drei Eingaben an den Landtag und mit Entscheidungen der Verwaltungsgerichte an den Pranger gestellt,
  • dem Staat viele hunderttausend Mark “ins Kröpfchen” gebracht und
  • löhnte für den lackmussfarbigen Paukenschlag “korrupter Sauhaufen” 2000 Mark und “verzichtete” auf meine Jubiläumsprämie.

Wo hat es einen solchen Vorgang bisher in Deutschland schon gegeben?


Mit Journalisten legt man sich lieber nicht an – eine verbreitete Meinung !
Nur weil sie die sogenannte vierte Gewalt verkörpern ?
“Sie sind weder Kirche noch Gericht” höre ich gerade in den USA
und das hat was für sich!

Ein Journalist gibt den Ton vor und alle pfeifen nach derselben Melodie!
Vor zwei Jahren war es “Deutschlands faulster Professor”. Bei Bingenheimer schallt’s “Rachefeldzüge”, “Hasstiraden”, “die Kollegen angezeigt”.
Klauben und schneiden heute Journalisten nur noch “Aufreisser” aus fremden Journalen zusammen zu einem marktschreierischen Pamphlet, das sich gut verkaufen lässt. Wo sind der Spürsinn und die Spürnase des ernsthaften Journalisten, der mit Recherchen seine Leser weckt, geblieben ?


An Ihrem Bericht ist nicht viel Wahres!
All das auch noch aus der Karibik – mit meinen telegenen-telepathischen Fähigkeiten!

Im selben Atemzug berichtet Bingenheimer über Dekan Kurz

  • “Nebentätigkeit könne man allerdings kaum noch reden”,
  • “spurte Kurz sein Vorlesungsprogramm in der Turboversion herunter”,
    ·“nur einen Tag pro Woche unterrichtet”,
  • “Kurz steht nun vor Gericht”,
  • “Staat fordert rund 300 000 DM zurück”.

Und dennoch atmet der ganze Artikel nur Mitleid mit dem erwischten pflichtvergessenen Beamten und lässt vergessen, dass endlich einmal ein Prof (und weitere) erwischt wurde, wie er (und andere) sich auf Kosten des Steuerzahlers und zu Lasten der studentischen, wehrlosen Wormser Kunden schamlos bereicherte.

Das ist für jeden Journalisten, der

  • den geschröpften Steuerzahler sieht,
  • den kleinen Mann, der um seinen Job bangt,
  • chancenlos auf der Strasse liegt,
  • den hochbezahlten, beamteten Staatsdiener als üblen Faulpelz auf Abwegen erwischt und
  • als Schwarzarbeiter anderen den lukrativen Job wegnimmt,
  • um mehr als 30 Mille monatlich einzusacken – ein Freudentaumel wert – nicht so fuer Bingenheimer.

Ein verblendeter Journalist ist falsch gewickelt und sollte besser als Müllwerker anheuern – die meist ihren Job hervorragend ausüben, was nicht zu vergessen ist. Selbst das Photo grapscht sich Bingeheimer ohne Rücksicht auf Urheberrechte ab, denn mit dem MM hatte ich noch nie die Ehre und aus meiner Webside hat er es auch für die Trabantenblätter in Bensheim, Schwetzingen usw. stibiezt. Ich erwarte kurzfristig das Entschädigungsangebot des MM.
Und was berichtet Bingenheimer weiter ?
Präs. Varnholt spricht unverblümt,

  • “Es gibt bei uns Professoren, die es mit der Nebentätigkeit übertreiben”,
  • “das Wissenschaftsministerium sieht sich nicht in der Verantwortung”.

Sind das nicht Delikatessen für jeden Journalisten mit Berufseifer ?
Nicht so für Bingenheimer.
Davon weiss er natürlich nichts, weil er auch ohne Recherche sein Geld verdient, und noch weniger Ihre Leser. Sensationslüsternheit ist offensichtlich die zweite Natur jedes Jornalisten. Das ist ein schlimmes Kompliment. Auch für Ihre Redaktion. Doppelzüngig wird nach der Devise “Haltet den Dieb” verdreht voller Mitleid für den Täter. Wenn Dekan Kurz fast drei Jahre lang fuer Vorlesungen im Turbostil an einem einzigen Tag der Woche (selbst das ist ein Ammenmärchen, schon weil er es selbst so [!] und ohne Zwang ins Gerichtsprotokoll diktierte) weitere 18 000 DM monatlich zum kargen Professorengehalt von mehr als 10 000 DM hinzuschustert, so bleibt das als

Schwarzarbeit ein Skandal und arbeitspolitischer Ärger, auch wenn journalistisch wachsweich geredet. Wo findet sich dazu was bei Bingenheimer? Nach den Worten von Varnholt ist

  • keinem Prof zuzumuten sei, sich an vier Tagen pro Woche in dem maroden FH-Gebäude mit undichten Fenstern und kaputter Heizung aufzuhalten?

Ei, wo liegt denn Worms bloss ? Zwischen Reben und Rueben, wir wissen’s doch !
Bei den hochsommerlichen Temperaturen werden Ihre steuerzahlenden Leser unter den malochenden Arbeitern von Deere bis Daimler oder den städtischen Müllwerkern über „kaputte Heizungen” nur den Kopf schütteln, eher ueber diesen Schmarren die Faust ballen. “Undichte Fenster” sind ebenfalls ein Schmarren, denn das Hochschul-Gelände liess Varnholt erst kürzlich mit einem mannshohen Maschendrahtzaun und schliessfesten Toren umfrieden aus Angst vor der Aussenwelt und den Studenten als unseren Kunden. Schizophrenie? Das Urteil steht mir nicht zu!

Die Mainzer Regierung liess das FH-Gebaeude für viele Millionen von Asbest entsorgen und Varnholt weiss offensichtlich mehr darüber, dass er schon wieder viele Gebaudeteile schliessen sollte, von simplen undichten Fenstern und kaputter Heizung hat aber noch keiner gehoert, sonst liess ihn auch keiner auf seinen vollen Schatullen ruhen.

  • “Genauso gut könne auch der Professor zuhause seinen Verpflichtungen nachkommen”, erklaert Varnholt.

Welche Backpfeife für jeden Verantwortungsbewussten und welche Hängemattenmentalität an der Nibelungen-FH.

  • Sollen sich etwa die Wormser Studenten ihre Vorlesungen am professoralen Kuechenherd abholen ?
  • Jeder Wormser Professor als Heimarbeiter statt Trabant auf fremder Weide !
  • Ist es dann verwunderlich, wenn Kurt Beck als Ministerpräsident sagt, wenn er könnte, wie er wollte, würde er die FH Worms lieber heute als morgen schliessen.
  • Warum überhaupt noch Vorlesungen in Worms gehalten werden, fragt man sich – doch Bingenheimer macht gähnen und hat anderes in der Feder.

Die Überschrift “Professor an der FH Worms zeigt Kollegen wegen Nebentätigkeiten an” und der Text “Bei Nachforschungen in Sachen Kurz ist die Hochschulverwaltung auf weitere Professoren gestossen, die ihre Nebeneinkünfte nicht ordnungsgemäss abgeführt haben. Mittlerweile sind vier Verfahren vor dem Verwaltungsgericht anhängig” zeigt einen verqueren Spalt. Habe ich nun einen oder die vier angezeigt? Bingenheimer merkt das nicht einmal.

Zu Ihrer Info: “Angezeigt” habe ich niemanden. In drei Eingaben an den Landtag 1998 / 1999 und mit einem halben Dutzend erfolgreichen Prozessen vor den Verwaltungsgerichten habe ich Landesregierung und Ministerium mit der Nase auf die Missstände gestossen, die sich nolens volens rühren mussten. Davon schreibt Bingenheimer kein Wort – Recherchefaulheit ? “Einen Hörsaal hat er (Litfin) schon lange nicht mehr von innen gesehen”. Dass ich im Sommersemester 2000 noch ein fulminantes Seminar abhielt und die Studenten traurig waren, mich nicht auch im Wintersemester wegen meines Forschungssemesters hören zu können, darüber schreibt Bingenheimer kein Wort.

Ich sage dazu Recherchefaulheit – schlimmer : primitive verleumderische Voreingenommenheit, denn er hat mich weder gefragt noch Anstalten dazu gemacht. Wenn fuer die professionelle Recherche keine Zeit bleibt und Bingenheimer sich lieber in dummen Spruechen (wie z.B. “Wühlarbeit” und “Detektiv zu spielen” , was typisch für einen Recherchedrückeberger, wo doch Kurz für drei Jahre zur WPKammer zum sichtbaren Big Boss-Spiel abtauchte) und bodenlose Sottisen (“für Forschungsaufgaben freigestellt, so die offizielle Sprachregelung” oder “als Dekan, durch Kurz ersetzt”) ergeht, ist die Dienstleistung für den Arbeitgeber und damit den MM schlecht, geradezu wertlos. Auf dem freien Arbeitsmarkt sind solche Kapriolen früher oder später tödlich.

Hoffentlich zahlt sich dieses Know how wenigstens für die Profs unter den MM-Lesern vom Wasserturm bis zum Heidelberg Schloss und rundherum aus, dass sich nach den Bekundungen des FH-Präsidenten das aufsichtsführende

  • rheinland-pfälzische Ministerium “für die offenkundigen Misstände nicht in der Verantwortung (sieht)”. Stuttgart sieht das sicher genauso. Die epidemische Verbreitung von “Professor Holliday” in der Kurpfalz ist angesagt – Minister Frankenberg, we shall overcome !
  • “fur die Genehmigung von Nebentätigkeiten sogar der jeweilige Fachbereich allein zuständig ist”, wie Varnholt meint und der Dekan mit einer “Druckmaschine”in Haenden zum Bock und zum Gärtner gemacht ist, ist in den Augen von Minister Zoellner und der reformfreudigen Ministerin Bulmahn sicher ein besonderes Bonbon – fuer Bingenheimer nur ein Zeilenfueller.

Bingenheimer kennt die Schönheiten der karibischen Gewässer bestenfalls aus dem Dritten Programm. Sonst wüsste er, dass man hier Meeresjungfern liebt und keine Brunhilden und auf Worms gern verzichten kann. Dass journalistische Arbeit häufig impulsiv geschrieben durch das Raster der Vernunft fällt, ist die erschreckende und beschämende Erkenntnis. Denn wir leben in einer Demokratie, die von der ehrenwerten Information lebt und nicht von cover-ups. Wir sehen ein anschauliches Beispiel für journalistische Fehlarbeit, die man als höchstpersönliche Erfahrung jedem Bürger nur wünschen kann, um nicht jeder journalistischen Zeile auf den Leim zu gehen.

gez. Prof. Dr. Litfin

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